Fachkonferenz im Kreishaus „Rechte Ideologien – Das Frauen- und Familienbild im Fokus“

Gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen hat die Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. am 26. Februar 2019 eine Fachkonferenz zum Thema „Rechte Ideologien – Das Frauen- und Familienbild im Fokus“ durchgeführt.

Der Rechtsruck in unserer Gesellschaft ist deutlich spürbar. Auch geschlechterrelevante Themen bekommen immer mehr Bedeutung, innerhalb des rechten Spektrums. Mit diesen Herausforderungen beschäftigte sich die Veranstaltung, die von der LEB in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle des Landkreises Göttingen, der Stelle zur Förderung von Vielfalt, Demokratie und Toleranz des Landkreises Göttingen sowie der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG organisiert wurde.

Qualifizierte Referentinnen haben zu den Themen „Anti-Gender“, „Völkische Siedler*innen“ und „Christliche Fundamentalist*innen, Lebensschützer*innen und Gegner*innen einer angeblichen Frühsexualisierung von Kindern“ informiert. Nach einer Begrüßung durch den Landrat Bernhard Reuter hielt Constanze Kaupert (Archiv der Jugendkulturen e.V. aus Berlin) den einleitenden Vortrag. Des Weiteren waren Laura Schenderlein von dem Mobilen Beratungsteam Potsdam und Eike Sanders vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. als Referentinnen für die Workshops vertreten.

„Die Rolle von Frauen in der rechten Szene wird oft unterschätzt. Auch in den Medien werden extrem rechte Akteurinnen oftmals lediglich als Mitläuferinnen, Freundinnen, Ehefrauen harmlos, unpolitisch und unbedeutend dargestellt. Diese Verharmlosung von Frauen in der rechten Szene ist ganz klar eine sexistische Stereotype und wird vor allem der tatsächlichen Rolle, die Frauen spielen nicht annährend gerecht“, fasst die Referentin des Archivs der Jugendkulturen e.V. aus Berlin zusammen.

Demokratie leben!

Extrem ländlich – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus

Die vierte Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen hat 75 Teilnehmende in Duderstadt zusammengebracht. Gemeinsam wurde unter dem Titel „Extrem ländlich – Umgang mit rechter Mobilisierung im ländlichen Raum“ über vielfältige Themen diskutiert. Erstmals haben die Partnerschaften für Demokratie aus dem Altkreis Göttingen und dem Altkreis Osterode die Konferenz gemeinsam ausgerichtet.

    Grußwort des Kreisrats Marcel Riethig (Foto: Anna Holefleisch)

Die Teilnehmenden zogen eine positive Bilanz und betonten die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, um demokratiefeindlichen Tendenzen zu begegnen.

Kristin Harney von der Mobilen Beratung Niedersachsen (Zentrum Demokratische Bildung Wolfsburg) hat in ihrem Fachvortrag über rechte Strukturen im ländlichen Raum berichtet und dabei einen Fokus auf Südniedersachsen gelegt. So vielfältig, wie die jeweiligen lokalen Gegebenheiten sind, so vielfältig sind die Handlungsräume, um antidemokratischen Tendenzen zu entgegnen. Soziale Leerräume stellt Kristin Harney als ein Merkmal unter anderen dar, das von rechtsextremistischen Akteuren zur Mobilisierung genutzt wird. Leerräume, wie z.B. fehlende Freizeitangebote für Jugendliche, sollen daher durch demokratische Kräfte gefüllt werden. Gemeinsame Handlungsoptionen konnten die Teilnehmenden anschließend in drei Fachforen diskutieren.

Jonas Huwald (Landkreis Göttingen) hat im Fachforum „Handlungsräume – Kommunale Verwaltungen und die rechtsextreme Szene im ländlichen Raum“ einen Austausch kommunaler Akteure eröffnet. Handlungsräume sind vielfältig und sie müssen situativ gestaltet werden. Dabei gibt es keine allgemeingültige Empfehlung, um das Spannungsfeld „Gleichbehandlung vs. Wehrhaftigkeit“ aufzulösen. Die Vielfältigkeit der Optionen ermöglich jedoch eine demokratische Wehrhaftigkeit gegenüber rechtsextremen Vorfällen. In den Gemeinden besteht eine hohe Expertise zu Handlungsmöglichkeiten, die durch gemeinsame Zusammenarbeit geteilt werden kann.

Fachforum „Handlungsräume – Kommunale Verwaltungen und die rechtsextreme Szene im ländlichen Raum“ (Foto: Anna Holefleisch)

Viktor Wesselak (Bündnis „Duderstadt bleibt bunt“) und Kristin Harney haben im Fachforum „Engagement für einen demokratischen Zusammenhalt“ über die Arbeit zivilgesellschaftlicher Gruppen diskutiert und herausgearbeitet, dass regelmäßiger Widerspruch gegen demokratiefeindliche Tendenzen notwendig ist. Wegsehen ist keine wirksame Strategie, um rechtsextremen Vorfällen zu begegnen. Sie werden dadurch nicht verschwinden. Nur ein gemeinsames Entgegentreten wirkt nachhaltig, wozu die Arbeit in Bündnisses erfolgreich beiträgt.

Fachforum „Engagement für einen demokratischen Zusammenhalt“ (Foto: Anna Holefleisch)

Das Fachforum „Stammtischparolen und populistische Stimmungsmache“ wurde von Achim Bröhenhorst (Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen) durchgeführt. Er hat einen Einblick in vorurteilsbeladene und menschenfeindliche populistische Argumentationsstrategien gegeben. Um diesen Argumentationen entgegenzutreten ist es ebenfalls notwendig, nicht wegzusehen, sondern Haltung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen. Dadurch können Betroffene gestärkt werden.

Abschlussplenum (Foto: Anna Holefleisch)

Im Anschluss an die Demokratiekonferenz hat Viktor Wesselak aus den Werken Oskar Maria Grafs gelesen und einen Einblick in das Leben des Autors unter dem Motto „Heimat? Freilich – aber nicht mit den Faschisten!“ gegeben.

Die Partnerschaften für Demokratie im Landkreis Göttingen stehen Interessierten für Anfragen gerne zur Verfügung

Kontakte für den Altkreis Göttingen:

Ansprechperson in der Kreisverwaltung: Jonas Huwald, Telefon 0551 525-9164, E-Mail huwald@landkreisgoettingen.de

Externe Koordinierungs- und Fachstelle (Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG): Philipp Kallenbach, Telefon 0551 384210-45, E-Mail p.kallenbach@bildungsgenossenschaft.de

Kontakte für den Altkreis Osterode:

Ansprechperson in der Kreisverwaltung: Peter Dzimalle, Telefon 05522 960-4750, E-Mail: dzimalle@landkreisgoettingen.de

Externe Koordinierungs- und Fachstelle (Jugendring Harzland): Nermin Gürocak, Telefon 01511 4795187, E-Mail: guerocak@vielfalt-osterode.de

Demokratiekonferenz 2018


Extrem ländlich – Umgang mit rechter Mobilisierung im ländlichen Raum

Die Partnerschaften für Demokratie im Landkreis Göttingen laden zur diesjährigen Demokratiekonferenz ein:

Wann? 16. Oktober 2018 von 15:30 bis 19:00 Uhr
Wo? Historisches Rathaus in Duderstadt, Marktstraße 66, 37115 Duderstadt

Ländliche Gebiete sind häufig von der Gefahr betroffen zu Kristallisationspunkten der rechtsextremen Szene zu werden. Begünstigt durch unterschiedlichste Faktoren bieten sich dort gute Voraussetzungen für rechte Agitationen und die Mobilisierung für rechtsextreme und völkische Ideologien. Ländliche Räume werden so zum Experimentierfeld für die politischen Strategien der extremen Rechten, deren erklärtes Ziel es ist, sich in den Kommunen niederzulassen und dort (Frei-)Räume zu ergreifen.

Welche Strategien verfolgt die extreme Rechte dabei im ländlichen Raum? Wie stellt sich die Lage im Landkreis Göttingen und in der Region Südniedersachsen dar? Was sind geeignete Instrumente und Mittel von Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung, um darauf zu reagieren? Wie kann eine demokratische Kultur und zivilgesellschaftliches Engagement gefördert und eine Kultur der Toleranz und des Miteinanders erreicht werden? Diese Fragen begleiten uns auf der diesjährigen Demokratiekonferenz.

Weitere Information zu Inhalt und Ablauf finden Sie hier.

Wir bitten um Anmeldung bis zum 05. Oktober 2018 über unsere Internetseite: demokratiekonferenz2018.pfd-goettingen.de

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Jonas Huwald – Federführendes Amt (Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen)
Mail: huwald@landkreisgoettingen.de
Telefon: 0551-525-9164

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und den gemeinsamen Austausch.
Ihre Partnerschaften für Demokratie im Landkreis Göttingen

 

Ausschlussklausel
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Jugendforum am 25.04.2018

Am 25.04.2018 von 17 Uhr bis 20 Uhr findet das erste Jugendforum im Jahr 2018 statt.

Eingeladen sind alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Landkreis Göttingen.

Die Einladung zum downloaden findet sich hier.

Nähere Informationen über das Jugendforum und die Möglichkeit dort Projekte zu beantragen finden sich hier.

Rückfragen und Anmeldungen an: huwald@landkreisgoettingen.de

 

 

Förderperiode 2018 (Pressemitteilung)

Pressemitteilung des Landkreises Göttingen

Link zum Original

Bund fördert „Partnerschaften für Demokratie“ im Landkreis Göttingen
Projektanträge regionaler Akteure ab sofort möglich

Im Landkreis Göttingen unterstützt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auch in diesem Jahr die beiden Partnerschaften für Demokratie. Die Partnerschaft für Demokratie im Altkreis Osterode und die Partnerschaft für Demokratie im Altkreis Göttingen werden mit insgesamt 180.000 Euro aus dem Bundesprojekt „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ gefördert

„Auch im Landkreis Göttingen müssen wir uns mit Themen wie Ausgrenzung, menschenverachtenden Einstellungen und Populismus auseinandersetzen“, erklärt Kreisrat Marcel Riethig. „Unsere Demokratie lebt von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich diesen Entwicklungen entgegenstellen und sich für Vielfalt und ein tolerantes Miteinander stark machen“, so Riethig weiter. „Mit den Partnerschaften für Demokratie im Landkreis möchten wir dieses wichtige Engagement vor Ort auch im Jahr 2018 unterstützen.“

In den vergangenen drei Jahren konnten bereits eine Vielzahl von Projekten und Initiativen gefördert werden. Darunter beispielsweise Aktionen wie, eine Ausstellung zum Thema Anne Frank mit Bezug auf aktuelle Themen, Projekte mit Geflüchteten, Veranstaltungen zur Geschichtssensibilität und zum Thema Rechtsextremismus sowie Plakataktionen zu programmrelevanten Themen.

Förderanträge für das Jahr 2018 können ab sofort im Rahmen der Partnerschaften gestellt werden.

Die Ziele der Partnerschaften sind unter anderem:

  • Sensibilisierung für menschenverachtende Einstellungen in der Bevölkerung;
  • Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus und Rassismus;
  • Stärkung bestehende Netzwerke und der Jugendforen;
  • Abbau von Benachteiligungen durch Aufbau von Teilhabe;
  • Beratung, Information, Vernetzung;
  • Öffentlichkeitsarbeit;
  • Gewinnung neuer Projektträger

Im Landkreis Göttingen organisieren die Partnerschaften ein Netzwerk aus regionalen Akteuren, die sich für Vielfalt, Demokratie und Toleranz einsetzen. Den Kern der Partnerschaften bilden Begleitausschüsse aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung sowie Jugendforen. Diese Gremien entscheiden über die strategische Ausrichtung der Partnerschaften sowie über die Vergabe von Projektgeldern aus einem „Aktions- und Initiativfonds“ und einem „Jugendfonds“. Für Projekte im Rahmen der Leitlinie der Partnerschaften stehen finanzielle Mittel zur Verfügung.

Die externen Koordinierungs- und Fachstellen sind erste Ansprechpartner bei Problemlagen Projektideen in den beiden Fördergebieten des Landkreises. Sie sind bei zivilgesellschaftlichen Trägern angesiedelt und bieten inhaltliche und fachliche Beratung bei der Entwicklung, Beantragung und Umsetzung von Projekten.

Die Ansprechpartner:

Altkreis Göttingen

Altkreis Osterode

PM Förderperiode 2017

Pressemitteilung des Landkreises Göttingen

(Link zum Original)

Bund fördert „Partnerschaften für Demokratie“ im Landkreis Göttingen

Anträge für Projekte regionaler Akteure ab sofort möglich

Im Landkreis Göttingen unterstützt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in diesem Jahr zwei Partnerschaften für Demokratie. Die Partnerschaft für Demokratie im Altkreis Osterode und die Partnerschaft für Demokratie im Altkreis Göttingen werden mit jeweils 80.000 Euro aus dem Bundesprojekt „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ gefördert.

„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass der Landkreis Göttingen sich mit menschenverachtenden Einstellungen auseinandersetzen muss“, erläutert Kreisrat Marcel Riethig. „Gleichzeitig haben sich vielerorts zivilgesellschaftliche Initiativen gebildet, die sich aktiv für ein demokratisches und tolerantes Miteinander eingesetzt haben“, so der Dezernent weiter. „Unsere beiden Partnerschaften unterstützen dieses wichtige Engagement vor Ort.“ Neue Projekte für das Förderjahr 2017 können ab sofort im Rahmen der
Partnerschaften beantragt werden.

Die Ziele der Partnerschaften sind unter anderem:

  • Sensibilisierung für menschenverachtende Einstellungen in der Bevölkerung
  • Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsextremismus und Rassismus
  • Stärkung bestehende Netzwerke und
    der Jugendforen
  • Abbau von Benachteiligungen durch Aufbau von Teilhabe
    Beratung, Information, Vernetzung
  • Öffentlichkeitsarbeit

Im Landkreis Göttingen organisieren die Partnerschaften ein Netzwerk aus regionalen Akteuren, die sich für Vielfalt, Demokratie und Toleranz einsetzen. Den Kern der Partnerschaften bilden Begleitausschüsse aus
Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung sowie Jugendforen. Diese Gremien entscheiden über die strategische Ausrichtung der Partnerschaften sowie über die Vergabe von Projektgeldern aus einem „Aktions- und Initiativfonds“ und einem „Jugendfonds“. Für Projekte im Rahmen der Leitlinie der
Partnerschaften stehen finanzielle Mittel zur Verfügung.

Die externen Koordinierungs- und Fachstellen sind erste Ansprechpartner bei Problemlagen oder Projektideen in den beiden Fördergebieten des Landkreises. Sie sind bei zivilgesellschaftlichen Trägern angesiedelt und bieten inhaltliche und fachliche Beratung bei der Entwicklung, Beantragung und Umsetzung von
Projekten.

Die Ansprechpartner:

Altkreis Göttingen

Ansprechpartner in der Kreisverwaltung
Mikis Rieb: Telefon 0551 525-9164, E-Mail rieb@landkreisgoettingen.de

Externe Koordinierungs- und Fachstelle im Altkreis Göttingen
Mathis Weselmann: Telefon 0551 384 210 45, E-Mail m.weselmann@bildungsgenossenschaft.de

Altkreis Osterode

Ansprechpartner in der Kreisverwaltung
Peter Dzimalle: Telefon 05522 960-4750, E-Mail Dzimalle@landkreisgoettingen.de

Externe Koordinierungs-und Fachstelle im Altkreis Osterode
Nermin Gürocak: Telefon 0151 147 951 87, E-Mail guerocak@vielfalt-osterode.de

Weitere Informationen im Internet unter www.vielfalt-osterode.de bzw. www.pfd-goettingen.de

http://www.opferperspektive.de/wp-content/uploads/2015/03/Im-Fokus.pdf

Eine Broschüre des Vereins Opferperspektive aus Brandenburg, die über die Perspektive der Opfer von rechter Gewalt berichtet. Wir finden: Lesenswert.
http://www.opferperspektive.de/wp-content/uploads/2015/03/Im-Fokus.pdf
Hier die Beschreibung von der Hompage des Vereins Opferperspektive:

Im Fokus von Neonazis

Rechte Einschüchterungsversuche auf der Straße – zu Hause und im Büro – bei Veranstaltungen – im Internet. Eine Handreichung für Betroffene und Unterstützer_innen

Im Fokus»Gesicht zeigen!« oder »Zivilcourage gegen Rechts!« – das sind oft gehörte Forderungen in der Auseinandersetzung mit Neonazis, deren Ideologie und Aktionen. Diese Appelle sind berechtigt, denn es sind immer noch zu wenige Menschen, die rassistischer, antisemitischer und nationalsozialistischer Propaganda entgegentreten.

Ein Grund dafür könnte auch die Angst vor Reaktionen der Neonazis sein. Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir: vielfach ist es möglich, sich gegen extrem rechte Propaganda und Aktivitäten zu engagieren und positionieren, ohne gleich selbst zum Ziel von Angriffen zu werden!

Doch es gibt auch Risiken beim »Gesicht zeigen!«. In einigen Fällen geraten Menschen dadurch in den Fokus der rechten Szene. Sie werden beleidigt, bedroht, gemobbt oder diffamiert, sehen sich regelrechten Hetzkampagnen oder zielgerichteten Beschädigungen ihres Eigentums ausgesetzt. Es kann auch Menschen treffen, die sich für Flüchtlinge engagieren und deshalb zum rechten Hassobjekt werden.

Mit dieser Broschüre wollen wir gerade diese Anfeindungen und bedrohlichen Situationen, die unterhalb der Schwelle zur körperlichen Gewalt liegen, in den Blick nehmen. Einige sind sogenannte Bagatelldelikte, andere sind überhaupt nicht strafbar. Entsprechend gering sind die rechtlichen Reaktionsmöglichkeiten. Oft finden solche Vorfälle deshalb aber auch wenig Beachtung in der Öffentlichkeit. Für die Betroffenen und ihr Umfeld können die Folgen dagegen gravierend sein.

Was tun nach derartigen Aktionen? Mit dieser Handreichung wollen wir den Betroffenen einige Reaktionsmöglichkeiten und sinnvolle Vorkehrungen für bestimmte Situationen aufzeigen. Wir wollen ihnen damit Mut machen und solidarische Hilfe anbieten.

Die Optionen der direkt Betroffenen halten sich in vielen Fällen aber in Grenzen. Umso wichtiger sind daher die Reaktionen aus ihrem Umfeld. Deshalb wollen wir mit dieser Broschüre auch Menschen animieren, unterstützend aktiv zu werden. Nur wenn die Adressat_innen rechter Einschüchterungsversuche merken, dass sie nicht alleine sind und tätige Unterstützung erfahren, werden die rechten Täter auf Dauer keinen Erfolg haben.

 

2. Demokratiekonferenz: Wie hältst du’s mit der Religion?

Islamfeindlichkeit und Islamismus Thema der zweiten Demokratiekonferenz

Die zweite Demokratiekonferenz im Landkreis Göttingen fand am 29. Oktober von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr im Geschwister-Scholl-Haus in Hann. Münden statt. Das Thema „Islamismus und Islamfeindlichkeit“. Die These dahinter: Islamismus und Islamfeindlichkeit haben ihren Ursprung in Fremdheits- oder Marginalisierungserfahrungen. Sie verstärken sich gegenseitig durch den wechselseitigen Bezug in ihrer Propaganda.

Teilgenommen haben rund 50 Personen, darunter viele Beschäftigte aus sozialen Berufsfeldern, von der Polizei, Engagierte in Integrationsinitiativen, sowie vom Moscheeverein Hann. Münden. Begrüßt wurden die Teilnehmenden vom Hann. Mündener Bürgermeister Harald Wegener und Kreisrat Marcel Riethig. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Sandra Fanroth, Moderatorin und Coachin im Bundesprogramm Demokratie leben!

Was ist eigentlich Islamismus? – Vortrag von Dr. Menno Preuschaft

Dr. Menno Preuschaft ist beim Landespräventionsrat Niedersachsen verantwortlich für das Projekt „Prävention von salafistischer Radikalisierung und Islamfeindlichkeit“. Er hat überblicksweise in die Phänomen „Islamismus“ und „Islamfeindlichkeit“ eingeführt, sie zueinander in  Beziehung und in den gesellschaftlichen Kontext gesetzt.

„Es war so interessant, mal mit einem von Ihnen [den Muslimen] geredet zu haben!“

Wesentliche Thesen seines Vortrags:

  1. Islamismus bzw. militanter Salafismus bilden nur einen kleinen Teil der Religion Islam. Im Kern handelt es sich um eine politische Ideologie, die die Religion instrumentalisiert.
  2. Ideologisch zentral für den Salafismus ist die Anknüpfung an individuelles Opferempfinden und Fremdheitserfahrungen. Diese werden in Auserwähltheitsvorstellungen gewendet und ggf. schließlich politisch instrumentalisiert.
  3. In der öffentlichen Wahrnehmung/Darstellung verschwimmt Differenzierung zwischen Islam und islamistischen Gruppierungen. Der Fokus liegt oft auf „dem Islam“ als invasivem Fremden oder sogar als Bedrohung.
  4. Islamfeindlichkeit ist die Abwertung von Menschen auf Grund der Zugehörigkeit zur Religion Islam. Sie ist als rassistisch zu werten, da sie dieser Gruppe auf Grund ihrer Religion oder Kultur unveränderliche Merkmale zuschreibt und sie als „negative Andere“ der eigenen Gruppe/Kultur gegenüber stellt.
  5. Islamfeindlichkeit und Islamismus stellen sich gegenseitig verstärkende Phänomene dar. Die Ablehnung des Islam im öffentlichen Diskurs stärkt das Opfernarrativ, das die Grundlage radikal-salafistischer Missionierung ist. Umkehrt stärkt das Agieren radikaler Salafisten das Bedrohungsnarrativ von islamfeindlichen Gruppierungen.
  6. Als Schlussfolgerung aus dieser Analyse steht die Forderung, dem Opfernarrativ und dem Bedrohungsnarrativ aktiv entgegenzutreten. Das bedeutet vor allem, Muslime als Teile der Gesellschaft aktiv wertzuschätzen.

Als Muslim in Münden leben

Hasan Akman ist Vorsitzender des Moscheevereins Hann. Münden. Er konnte aus erster Hand von Diskriminierungserfahrungen berichten, aber auch positive Beispiele über das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen geben. Für die Mitglieder der Moscheegemeinde sei die Erfahrung von Anfeindungen alltäglich. Herr Akman konnte einen Drohbrief vorlesen, der exemplarisch für viele derartige Schreiben stünde. Auch sei mehrfach sein Haus beschädigt worden.

Hasan Akman, Vorsitzender des Moscheevereins Hann. Münden

Hasan Akman, Vorsitzender des Moscheevereins Hann. Münden

In der Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen gebe es widersprüchliche Erfahrungen. Auf der einen Seite bestehe ein sehr guter Kontakt zur Polizei, insbesondere zum Präventionsteam. Auch die Erfahrungen mit der Stadtverwaltung seien unter der neuen Leitung besser. Auf der anderen Seite stünden sehr negative Erfahrungen, z.B. mit Lehrkräften an Schulen oder in Bewerbungsverfahren. Insgesamt hänge es von Personen ab und langjährige Kooperationen könnten mit einem personellen Wechsel entstehen oder verschwinden.

Sein Fazit: „Täglich erleben wir Kontraste: manchmal sind wir herzlich willkommen und manchmal werden wir sogar angefeindet. Wir leben seit Jahren hier und trotzdem sind wir für manche doch noch fremd und irgendwie anders.“

Im Dialog

Nach einer Mittagspause waren die Teilnehmenden gefragt, sich und ihre Erfahrungen einzubringen und miteinander in den Dialog zu treten. Wir haben dazu die Methode einer „stummen Diskussion“ gewählt. Auf acht Wänden standen Fragen und Thesen zum Zusammenleben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, zu denen die Anwesenden Stellung nehmen sollten – zunächst schriftlich und ohne miteinander zu sprechen. Anschließend wurde das „Sprechverbot“ aufgehoben und zum offenen Austausch eingeladen. Sehr deutlich wurde dabei die positive und dialogorientierte Grundhaltung aller Beteiligten.

"Sind Ihnen bereits Äußerungen begegnet, die sie als islamfeindlich einschätzen würden? Wenn ja, wo und welche?" - Eine der Fragen zu Diskussion

„Sind Ihnen bereits Äußerungen begegnet, die sie als islamfeindlich einschätzen würden? Wenn ja, wo und welche?“ – Eine Frage zur Diskussion

Mehrfach in den Fokus gerückt wurden „die Medien“ und das spannungsgeladene Bild, das dort vermittelt werde. Viele Beteiligte kannten Islamismus oder Islamfeindlichkeit nur aus diesem Kontext. Dagegen konnten andere solche Erfahrungen auch aus ihrem Privatbereich (Familie) oder Beruf (v.a. pädagogische Berufe) berichten. Deutlich wurde auch, dass islamfeindliche Aussagen kein Alleinstellungsmerkmal der politischen Rechten sind, z.B. durch den Bericht über die Aussage eines Sozialarbeiters, im Islam würden die Frauen generell unterdrückt. Grundsätzlich herrschte bei allen Anwesenden der Wunsch nach einem intensiven Austausch, auch zur Überwindung von Fremdheitsgefühlen.

„Hätten Sie nicht auch noch Ihre Frauen mitbringen können, ich hätte auch so gerne mal so jemanden kennen gelernt!“

Abschluss

In der abschließenden Diskussion wurde vor allem der Wert der persönlichen Begegnung zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen betont. Hierfür Räume und Anlässe zu liefern ist eine vordringliche Aufgabe der Präventionsarbeit. Dabei wurde die besondere Rolle pädagogischer Einrichtungen, auch von Kindergärten und Grundschulen, hervorgehoben.

 

 

Keine rechtsextreme Post in meinem Briefkasten!

Keine Lust auf rechtsextreme Flyer im eigenen Briefkasten? Mit diesem Aufkleber können Sie dem Einwurf von Schriften mit rechtsextremen und menschenverachtenden Inhalten in ihren Briefkasten widersprechen.
Aufkleber: In diesem Briefkasten ist kein Platz für Rechtsextremismus!

Die Briefkastenaufkleber können bei der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen kostenlos angefordert werden. Schreiben Sie einfach eine Mail mit Ihrer Adresse und der benötigten Menge!

Hintergrund:

Rechtsextreme Inhalte lassen sich wissenschaftlich vor allem durch sechs Dimensionen charakterisieren, deren verbindendes Moment Vorstellungen der Ungleichwertigkeit bilden:

  1. Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur, die Ablehnung der pluralen Demokratie zu Gunsten eines „Führer-Staates“
  2. Nationalchauvinismus, d.h. die Abwertung anderer Nationen gegenüber der eigenen
  3. Ausländerfeindlichkeit, d.h. die ablehnende, ausgrenzende oder feindliche Haltung gegenüber Menschen anderer Herkunftsstaaten
  4. Antisemitismus, d.h. eine pauschal ablehnende oder feindliche Haltung gegenüber Juden oder dem Judentum
  5. Sozialdarwinismus, d.h. die Vorstellung einer natürlichen Überlegenheit bzw. Höherwertigkeit der eigenen Gruppe gegenüber anderen.
  6. Verharmlosung des Nationalsozialismus, d.h. die Leugnung oder Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus

(Quelle: Wikipedia, Art. „Mitte-Studien“; Vgl. Joachim Kreis: Zur Messung von rechtsextremer Einstellung, Berlin 2007, PDF S. 5)

Die Gestaltung und der Druck wurden finanziert durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen. Die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit.“

Demokratie leben!

Busshuttle zum Rock gegen Rechts

Am kommenden Samstag findet in Katlenburg-Lindau ein „Rock gegen Rechts“ statt, unter anderem gefördert durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Northeim. Im Rahmen der Vernetzung der Bürger_innenbündnisse in der Region finanziert die Partnerschaft für Demokratie ein Bus-Shuttle.

Der Bus fährt von Dransfeld über Göttingen zum „Rock gegen Rechts“ nach Lindau. Symbolischer Fahrpreis 1€. (Außerdem brauchen wir eine Teilnahme-Liste, um die Fahrt abrechnen zu können)

16:30 Uhr Abfahrt in Dransfeld (genauer Ort folgt – wahrscheinlich am Platz vor dem Rathaus)

17:00 Uhr Abfahrt am ZOB in Göttingen

18:00 Uhr Ankunft in Lindau

24:00 Uhr Rückfahrt von Lindau

Bunt_rockt_gegen_Rechts

Hintergrund: In Lindau war der „Freundeskreis“ Anfang des Jahres mehrere Wochen allsonntäglich aufmarschiert und hier, wie in anderen Orten, hat sich spontan eine Gegenbewegung gebildet: Bei ewigem 5-Grad-Schmuddelwetter wurde mit guten Redebeiträgen, Musik, Kaffee und Kuchen jeden Sonntag eine klare politische Haltung gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit öffentlich artikuliert und allen politisch Interessierten eine Anlaufstelle geboten. 

Das hat, wie auch in anderen Orten, dazu geführt, dass der „Freundeskreis“ – immer in der Minderzahl – seine Versuche, dort Fuß zu fassen, momentan aufgegeben hat.